MZ-Artikel 06.06.2002

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Die ehemalige Landesschule steht seit Jahren ungenutzt leer. Ein neues Nutzungskonzept droht an der Frage der Finanzierbarkeit zu scheitern.
 
Landesschul-Nutzung droht an Kosten zu scheitern

Umsetzung eines interessanten Konzeptes bereitet große Probleme. Beim Land dürften auf absehbare Zeit kein Fördermittel locker zu machen sein

MEINERZHAGEN · Bei 30 Millionen Mark lagen 1993 die Vorstellungen der Evangelischen Landeskirche als Kaufpreis für einen Deal mit der Stadt: Die sollte dafür die Gebäude des Gymnasiums auf dem Bamberg erhalten, hätte hier die Hauptschule unterbringen und sich dann den Neubau einer weiteren Grundschule sparen können. Das ehemalige Internatsgynnasium Schulpforta wäre im Gegenzug von der Landeskirche mit einem damals auf rund 58 Millionen Mark geschätzten Investitionsaufwand erweitert worden und hätte dann das Gymnasium aufgenommen.

Aus diesen Plänen wurde bekanntlich nichts. Die Stadt entschied sich vor dem Hintergrund der angespannten Finanzen für eine erheblich kostengünstigere Lösung: Mit rund 12 Millionen Mark baute sie die neue Grundschule Kohlberg.

Damit blieb das Problem Nutzung der ehemaligen Landesschule freilich ungelöst. Rund 100 000 Euro muss die Evangelische Landeskirche nun jährlich für die Unterhaltung des seit Jahren leer und ungenutzt gebliebenen Komplexes "Auf der Freiheit" aufbringen.

Vor diesem Hintergrund sind die hohen Kaufpreisvorstellungen der Kirche für die Landesschule mittlerweile deutlich zurückgenommen worden. Doch es erweist sich als zunehmend schwierig, ein neues Nutzungs- und vor allem auch ein Finanzierungskonzept auf die Beine zu stellen.

Bürgermeister Erhard Pierlings zeigte sich beim Besuch einer Visitationsgruppe des Kirchenkreises Lüdenscheid-Plettenberg mit Superintendent Klaus Majoress an der Spitze eher verhalten optimistisch, was eine mögliche Lösung angeht.

Auf dem Tisch liegt ein durchaus verlockendes und in sich schlüssiges Nutzungskonzept mit einem integrierten Angebot für Jugendliche und junge Erwachsene. "Es gibt eine große Palette von Angebot und Nachfrage", so Pierlings. Doch der Knackpunkt: Weil es sich hier um verschiedenste Bereiche und Träger handelt, gibt es auch die unterschiedlichsten Zuständigkeiten für mögliche finanzielle Förderungen. "Das alles unter einen Hut zu bringen, ist ungeheuer schwierig", verhehlte der Bürgermeister nicht. Obwohl man sich in intensiven Gesprächen und Verhandlungen befinde und selbst auf höchster politischer Ebene mit dem Landeskabinett in Kontakt trat, zeichne sich derzeit kein Erfolg ab. "Das Land steckt in großen finanziellen Schwierigkeiten und es dürfte für die Haushaltsjahre 2003 und 2004 kaum möglich sein, für das Vorhaben Landesschule in den Genuss von Fördermitteln zu kommen", befürchtet Pierlings. Er habe große Sorge, dass das durchaus sinnvolle Konzepte letztlich an der Frage der Finanzierbarkeit scheitern könnten, äußerte er sich gegenüber den Kirchenvertretern.

Superintendent Klaus Majoress sagte zu, dass sich auch die Kreissynode intensiv um eine Lösung bemühen wolle, nicht zuletzt auch vor dem Hintergrund, dass die Schulunterhaltung nach wie vor einen beträchtlichen Ausgabeposten im landeskirchlichen Haushalt darstellt, dem gegenwärtig aber keinerlei Nutzen gegenüberstehe. · -fe


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