MZ-Artikel 19.04.2003

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Auch die Schule Kohlberg käme für eine ganztägige Betreuung in Frage. · Archivfoto: W. Wagner
 
Ganztagsplatz soll es für jedes vierte Grundschulkind geben

Auch in Meinerzhagen wird konkret über das Angebot einer ganztägigen Betreuung für Grundschüler nachgedacht. Kohlberg oder Auf der Wahr kommen dafür in Frage

Von Horst vom Hofe

MEINERZHAGEN · Auch in Meinerzhagen wird darüber nachgedacht, ob es möglicherweise ab dem Schuljahr 2004/05 das Angebot einer Ganztags-Grundschule geben kann. Entsprechende Überlegungen werden nach Auskunft von Schulamtsleiter Heinz-Gerd Maikranz momentan angestellt. "Wir verfolgen die aktuelle Diskussion auf Landesebene mit Interesse", betonte er im Gespräch mit der MZ. So wurde im Januar dieses Jahres auch im Schulausschuss über das Thema beraten. "Wir sind übereingekommen, dass wir nicht schon ab dem nächsten Schuljahr einsteigen sollen. "Wir wollen auch die Erfahrungen, die mit der Einführung an den ersten Schulen landesweit jetzt gemacht werden, in unsere Planungen einbeziehen".

Das Land gehe davon aus, dass es durchschnittlich einen Bedarf von rund 25 Prozent Grundschul-Plätzen mit Ganztagsbetreuung bezogen auf die Gesamtzahl der Schüler gebe. "Wir werden den Bedarf vor Ort konkret abfragen und dann auch entscheiden, an welcher Grundschule im Stadtgebiet wir so etwas anbieten können", erläutert Maikranz. Dass dabei vor allem die Grundschule Kohlberg wegen ihrer bereits beim Bau des Schulgebäudes vorsorglich mit berücksichtigten zusätzlichen Räume und Einrichtungen für einen Ganztagsunterricht zur Diskussion steht, bestätigte er. Sollte es allerdings zur Neunutzung der Landesschule kommen, in die dann die Sonderschule einziehen würde, ergäben sich nach seiner Darstellung auch im Bereich des Schulzentrums Auf der Wahr derartige Möglichkeiten. Die Sonderschule verfügt beispielsweise über eine Küche und einen Speiseraum.

Im Gespräch mit der MZ hob die neue Arnsberger Regierungspräsidentin Renate Drewke den hohen Stellenwert hervor, den sie der Einrichtung von Ganztagsgrundschulen beimisst. "Ich würde mich freuen, wenn in meinem Regierungsbezirk gleich zum Start mindestens 60 Grundschulen mitmachen würden." Die Einrichtung von offenen Ganztagsgrundschulen im Primarbereich ist eines der wichtigsten Vorhaben der Landesregierung. Es geht um die Verbesserung der Vereinbarkeit von Familie und Beruf und vor allem um mehr Bildungsqualität und Chancengleichheit. Die Landesregierung will die vorhandenen Ganztagsangebote im Primarbereich schrittweise unter dem Dach der Schule zusammenführen. Ziel ist ein ganztägig geöffnetes Haus des Lernens.

Staatssekretär Dr. Elmar Schulz-Vanheyden und die Regierungspräsidentin werden das Projekt "Offene Ganztagsgrundschule" im Rahmen einer Informationsveranstaltung für die Schulträger, Schulämter in den Städten und Kreisen sowie die Grund- und Sonderschulen des Regierungsbezirkes Arnsberg vorstellen und dabei intensiv für die Umsetzung dieser Maßnahme in den Städten und Gemeinden werben, so die Ankündigung aus Arnsberg.

Im so genannten Gelsenkirchener Beschluss der SPD-Landtagsfraktion vom 29. Januar 2003 wurden programmatische Aussagen zum Ganztagsunterricht an Grundschulen getroffen.

So heißt es unter anderem: "Internationale Studien haben uns Defizite unseres Schulsystems aufgezeigt. Die SPD-Landtagsfraktion hat die Ergebnisse gründlich analysiert und Erkenntnisse und Notwendigkeiten von Reformen in einem offenen Dialog mit Experten und Betroffenen diskutiert. Die SPD-Fraktion hat früh erkannt, dass mit Veränderungen vordringlich dort begonnen werden muss, wo noch alle Kinder gemeinsam lernen, ihre Aufnahmebereitschaft und ihre Lernfreude am größten ist: im Kindergarten und in der Grundschule. Das Ziel ist dabei für uns immer die bestmögliche Förderung aller Kinder und die Verwirklichung von Chancengleichheit.

Die SPD-Landtagsfraktion unterstützt daher die Landesregierung in ihrem Vorhaben, mit der Offenen Ganztagsgrundschule in diesem Sommer mit ca. 300 Schulen zu beginnen und das System dieser Ganztagsschulen bis zum Jahr 2007 flächendeckend auszubauen. Flächendeckend bedeutet, dass bis zum Jahr 2007 für alle Kinder, deren Eltern dies wollen, ein Ganztagsplatz zur Verfügung steht. Das heißt, dass für jedes vierte Grundschulkind ein Angebot bereitgestellt wird."

Das vom Land entwickelte Konzept nimmt Rücksicht auf die finanziellen Möglichkeiten des Landes und der Kommunen. Die Umschichtung bisheriger Mittel für Ganztags- und Betreuungsangebote für Schulkinder, insbesondere der Hortförderung, kann Kommunen, die über entsprechende Angebote verfügen, entlasten. Einfließen sollen in die Finanzierung auch Mittel des Bundes. Insgesamt 4 Milliarden Euro sind bundesweit für dieses Programm zur Verfügung gestellt worden. Auch Regierungspräsidentin Drewke ist zuversichtlich: "An der Frage der Finanzierbarkeit dürfen örtliche Initiativen zur Umsetzung der Maßnahme nicht scheitern."


© [19.04.2003] Märkischer Zeitungsverlag GmbH & Co. KG
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